6. SONNTAG im Jahreskreis

1. Lesung aus dem 1. Korintherbrief (15,12.16-20)

EVANGELIUM nach Lukas (6,17.20-26):

 

Welche Menschen sind in unserer Gesellschaft und vielleicht in unseren eigenen Augen von Bedeutung? Welche Menschen bewundern wir, ja beneiden wir vielleicht? Sind es die Super-Reichen, die sich alles leisten können? Sind es diejenigen, die keine Existenzsorgen haben und sich nicht immer fragen müssen, ob sie nächsten Monat noch Arbeit haben oder die Miete bezahlen können, keinen Hunger haben werden, immer wieder Urlaub an Traumstränden machen können und im Leben viel Spaß haben? Sind es die Erfolgreichen, die Sieger, die von allen bewundert und bejubelt werden und oft - weil sie um ein paar Hundertstel Sekunden schneller sind als andere - zu Helden der Nation werden?

Da lässt das heutige Evangelium aufhorchen, ja vielleicht erschrecken. Zu den Menschen, denen es nicht gut geht, den Armen, Hungernden, Trauernden, und zu denen, die wegen ihrer Glaubensüberzeugung belächelt und abwertend behandelt werden, sagt Jesus: Ihr braucht nicht zu verzweifeln, ihr braucht nicht euer Selbstwertgefühl zu verlieren. Ihr seid wertvoll. Ihr braucht euch nicht wie verloren vorzukommen, denn Gottes Zuneigung geht zuerst zu euch. Ihr seid wichtig!

„Doch wehe ihr Reichen!“ Hier wird alles auf den Kopf gestellt. Alles, was in unserer Gesellschaft als so wertvoll betrachtet wird, wird total relativiert. Zu denen, die am Rande stehen, wird an erster Stelle gesagt: Gott lässt euch nicht fallen, trotz eurer negativen Erfahrungen. Habt Mut, Hoffnung sogar gegen alle Hoffnung!

»Euer Lohn im Himmel wird groß sein!« Dieser Satz ist aber jahrhundertelang falsch verstanden worden, im Sinne von: „Jetzt geht es dir schlecht, aber wenn du dein Elend und die empfundene Ungerechtigkeit mit Geduld erträgst, wirst du später, im Jenseits, eine Ewigkeit lang, entschädigt werden.“ Eine Vertröstung auf ein Jenseits also, aber das hat Jesus sicher nicht gemeint.

Mit dem Himmel, mit dem Reich Gottes, meint er nicht an erster Stelle ein „Leben nach dem Tod“. Dieser Himmel, dieses Reich Gottes, beginnt jetzt schon und zwar dort, wo Menschen wirklich an Gott glauben, sich an Gott orientieren, miteinander im Sinne Gottes leben, also seinen Willen tun. Dort „herrscht“ Gott. Es geht um das Leben jetzt.

Warum hat diese christliche Botschaft sich am Anfang so unglaublich schnell verbreitet und Gehör gefunden? Besonders Menschen aus den unteren gesellschaftlichen Schichten, ja sogar Sklaven, fühlten sich angesprochen. Gerade für sie war die Botschaft von Gott eine wirklich frohe Botschaft. Und es war keine theoretische Botschaft, sondern sie merkten, dass die ersten christlichen Gemeinden sich um Kranke, Arme, Verlorene, kümmerten und dadurch das Reich Gottes sichtbar und spürbar machten. Dieser gelebte (ihr gelebte) Glaube wirkte anziehend, überzeugend, so dass viele sich ihnen anschlossen.

Aber gerade Paulus wurde nicht müde zu sagen (erste Lesung), dass diese gelebte christliche Praxis genährt und gestützt wurde durch eine tiefe Glaubensüberzeugung : „Gott hat Jesus vom Tod auferweckt“ und “...er gibt uns die Gewähr, dass auch die übrigen Toten auferweckt werden.“ Das heißt: Unser Leben jetzt, wie unvollkommen es auch sein mag, wird nie total zerbrochen und zerstört. Wir haben eine Zukunft über den Tod hinaus. Diese Hoffnung, diese Zuversicht, dieses Grundvertrauen lässt uns unser Leben mit anderen Augen betrachten. Ich kann damit rechnen, dass mein Leben schlussendlich unzerstörbar glücklich wird, mit und bei Gott.

Deswegen lohnt es sich - auch wenn oft Vieles in unserer Gesellschaft dagegen spricht - jetzt schon mit Freude zu versuchen mein Leben im Sinne Gottes zu gestalten, auch mit den unvermeidlich dazugehörenden negativen Erfahrungen. Deswegen mitbauen am Reich Gottes. Glücklich seid ihr!

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